Höhe: 413 m ü. M. Fläche: 5,75 (ohne Seeanteil) km² Einwohner: 3421 (31. Dezember 2016)[1] Website: www.steinamrhein.ch Stein am Rhein (im Ortsdialekt Staa, früher latinisiert Lithopolis oder Gaunodurum) ist eine politische Gemeinde im sogenannten oberen Kantonsteil des Schweizer Kantons Schaffhausen. Stein ist vor allem wegen des gut erhaltenen Altstadtkerns bekannt. Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1.1 Lage1.2 Stadtteile 2 Geschichte3 Politik4 Wappen 4.1 Blasonierung und Bedeutung4.2 Änderung des Wappens 5 Verkehr6 Kultur7 Tourismus8 Sehenswürdigkeiten 8.1 Altstadt8.2 Umgebung 9 Naturschutz10 Persönlichkeiten11 Galerie12 Literatur13 Weblinks14 Einzelnachweise Geographie Lage Die Stadt liegt nördlich des Rheins auf etwa 413 m ü. M., wo der Rhein seinen Auslauf aus dem Bodensee nimmt. Sie war Hauptort des gleichnamigen Bezirks. Als einzige Gemeinde des Kantons Schaffhausen verfügt Stein am Rhein über einen Zugang zum Bodensee und mit einem Brückenkopf über eine namhafte Fläche südlich des Rheins. Die östliche und nordöstliche Gemeindegrenze ist zugleich die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Stadtteile Stein am Rhein mit Kloster St. Georgen und Burg Hohenklingen Altstadt Es gibt zwei Stadtteile in Stein am Rhein: «Stein am Rhein» und «Stein am Rhein vor der Brugg». Nördlich des Rheins liegen die Altstadt, die Schule, Einkaufszentren, das Kloster, die Burg Hohenklingen sowie die Wohnquartiere Oberdörfli, im Boll, Niederfeld und Klingenried. Im südlich des Rheins gelegenen Teil «Stein am Rhein vor der Brugg» liegen der Bahnhof, der grössere Teil des Industriegebiets sowie die Wohnquartiere Espi, Burg, Burgacker, Degerfeld, Köhlerweid und das Bahnhofsviertel inklusive Bahn- und Bushof. Als Kuriosum wirkt sich die Stadtteilzugehörigkeit auch auf den Steuertarif aus (reformierte Kirchensteuer). Geschichte Stein am Rhein mit der Burg Hohenklingen auf einem Stich von Matthäus Merian, 1642. Im Vordergrund die Rheinbrücke und der Friedhof mit den Ruinen des römischen Kastells Archäologische Funde sowie eine fragmentarisch erhaltene Bauinschrift belegen, dass auf dem heutigen Stadtgebiet in der Spätantike eine römische Grenzfestung (etwa 90 × 90 Meter) namens Tasgetium lag, die eine Rheinbrücke kontrollierte. Eine gleichnamige Siedlung bestand bereits seit dem 1. Jahrhundert, die Festung wurde um 300 n. Chr. unter Kaiser Diokletian errichtet und lag links des Rheins. Überreste der südlichen Aussenmauer bilden heute die Begrenzung eines Friedhofs und sind gut sichtbar. Noch Anfang des 5. Jahrhunderts wurden weitere Arbeiten an dem Kastell ausgeführt. Rechts des Flusses lag ein kleinerer Brückenkopf, und bei Grabungen wurde um 1900 ein spätrömischer Friedhof entdeckt. Eine gewisse Siedlungskontinuität in das Mittelalter hinein lässt sich nachweisen; so wurden mehrere mittelalterliche Gebäude auf den Fundamenten römischer Bauten errichtet. Der römische Name des Ortes geriet aber in Vergessenheit. Der Ort wird erst 1267 erstmals als Stadt urkundlich erwähnt. Grund- und Marktherr der Stadt war damals das Kloster St. Georgen. Durch den Abt wurde zur Verwaltung der niederen Gerichtsbarkeit ein Schultheiss ernannt, zu dem sich ein Stadtrat entwickelte. Die Reichsvogtei, das heisst die hohe Gerichtsbarkeit und das Mannschaftsrecht, gehörte zuerst den Herzögen von Zähringen, dann den Kastvögten des Klosters St. Georgen, den Freiherren von Hohenklingen, schliesslich der Familie Klingenberg. Das älteste Stadtrecht Steins stammt aus dem Jahr 1385. Am 22. Januar 1457 gelang es den Stadtbehörden, die Vogteirechte von den Klingenberg zu erwerben und so den Status der Reichsfreiheit zu erlangen. 1459 verbündete sich Stein mit Zürich und Schaffhausen, um sich vor Übergriffen der Habsburger zu schützen. 1468 gab sich die Stadtgemeinde eine Verfassung mit Bürgermeister, Räten, Reichsvogt (Hohes Gericht) und Schultheissen (Niederes Gericht). Die Zünfte hatten keine direkte politische Mitsprache. Stein erwarb bis ins 16. Jahrhundert im Umland ein kleines Untertanengebiet; bestehend aus Hemishofen, Ramsen mit Wiesholz, Wilen, Karolihof und Bibern, Wagenhausen mit Bleuelhausen und Reichlingen. Am 29. September 1484 begab sich Stein aus finanziellen und politischen Gründen unter die Schutzherrschaft Zürichs und kam so zur Eidgenossenschaft. Es gelang der Stadt infolgedessen nicht, die Schirmherrschaft über das Kloster St. Georgen zu erwerben, da Zürich ihr zuvorkam. Nach der Aufhebung des Stifts in der Reformation baute Zürich als Rechtsnachfolger des Klosters schrittweise seine Landesherrschaft über Stein auf. Die Zugehörigkeit zu Zürich endete in der Helvetik, als Stein im Mai 1798 an Schaffhausen angeschlossen wurde. Zwar versuchte Stein 1802 wieder zu Zürich zurückzukehren, musste aber schliesslich mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung 1803 seine Zugehörigkeit zu Schaffhausen akzeptieren. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit kam Stein vor allem eine strategische Bedeutung zu, da es über eine der wenigen Brücken über den Rhein verfügte. Im Schwabenkrieg wurde Stein für die Eidgenossen zu einem Einfallstor in den Hegau. Im Dreissigjährigen Krieg erzwangen die Schweden den Rheinübergang bei Stein auf ihrem Weg nach Konstanz. Die spätmittelalterliche Rheinbrücke wurde bei Kämpfen zwischen Russen und Franzosen während der Franzosenzeit zerstört. Am 22. Februar 1945 wurden durch einen amerikanischen Bombenabwurf neun Menschen getötet und mehrere Gebäude schwer beschädigt.[2] Die überlebenden Opfer wurden in den 1950er Jahren von der amerikanischen Regierung entschädigt.[3] Politik Rathaus und Rathausplatz Die Stadt besitzt eine Regierung, den Stadtrat, sowie ein Parlament, den Einwohnerrat. Der nebenamtliche, fünfköpfige Stadtrat setzt sich derzeit (Stand: September 2017) aus folgenden Personen zusammen:[4] Name Partei Referat Sönke Bandixen parteilos Stadtpräsident (Präsidiales, Sicherheit) Karin Sigrist parteilos Finanzreferentin (Vizepräsidentin, Finanzen) Corinne Ullmann SVP Sozialreferentin (Soziales, Bildung) Christian Gemperle parteilos Baureferent (Bau) Thomas Schnarwiler CVP Werkreferent (Werke) Am 29. November 2011 gab Stadtpräsident Franz Hostettmann (SVP) seinen Rücktritt nach 17 Amtsjahren zum 31. Mai 2012 bekannt.[5] Am 21. Mai 2016 gab die amtierende Stadtpräsidentin Claudia Eimer bekannt, dass sie nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren werde.[6] Der Steiner Einwohnerrat ist das Parlament der Einwohnergemeinde Stein am Rhein und wird im Majorzverfahren gewählt. Die Legislatur dauert jeweils vier Jahre. Der Rat umfasst 15 Sitze. Folgende Parteien sind im Rat vertreten: Partei 2013–2016 2017–2020[7] SP Stein 6 Sitze 5 Sitze SVP 2 Sitze 3 Sitze FDP 3 Sitze 2 Sitze ProStein 2 Sitze 1 Sitz Freie Liste 1 Sitz 1 Sitz parteilos 1 Sitz 3 Sitze Gesamt 15 Sitze 15 Sitze Wappen Wappen bis 2003 Wappen ab 2003 Blasonierung und Bedeutung Blasonierung: In rot der blau gerüstete St. Georg mit gelbem Nimbus und Kreuzschild auf weissem Pferd, den grünen Drachen tötend.[8] Der Heilige St. Georg ist der Schutzpatron von Stein am Rhein. Auf dem Wappen ist er im Kampf mit einem Drachen zu sehen. Die Kirche des Benediktinerklosters in Stein am Rhein ist dem heiligen Georg geweiht. 1295 findet man ihn das erste Mal auf dem Siegel des Kapitels, stehend in der rechten Hand die Kampfesfahne und die Linke auf den Kreuzschild gelegt. Das Siegel des Konvents zeigt in einem Siegel aus der gleichen Zeit den reitenden Georg als Drachentöter. Die Stadt übernahm dieses Bild für ihr Siegel, das sich bis 1327 zurückverfolgen lässt. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte blieb dieses Bild bestehen und machte nur leichte Veränderungen durch. Tötet Georg den Drachen in den ältesten Darstellungen mit dem Speer vom Pferd herab, so tut er dies zwischenzeitlich mit dem Schwert oder ohne Pferd. Da das Wappen nur geringfügigen Veränderungen unterworfen war, musste bei der Bereinigung 1951 nur die Tinktur abschliessend festgelegt werden. Als Vorlage für das Wappen diente die älteste überlieferte Darstellung des reitenden St. Georg, der den Lindwurm mit einem Speer durchstösst.[9] Änderung des Wappens Der Stadtrat von Stein am Rhein traf am 19. Februar 2003 den Grundsatzbeschluss, dass dem Gutachten der «Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen» vom 12. Januar 2003 Folge zu leisten ist. Das Gutachten besagt, dass beim Wappen bekanntlich nur eine Seite zu betrachten ist und Figuren in der Regel immer nach heraldisch rechts schauen. Die Linksstellung ist nicht verboten, muss aber in der Blasonierung erwähnt werden. Da dies jedoch nie der Fall war, wurde die Änderung des Wappens (nur eine horizontale Spiegelung des alten Wappens) sowie auch der Fahnen und Flaggen beschlossen.[10] Verkehr Der Bahnhof liegt auf linksrheinischem Gebiet und ist der einzige Bahnhof des Kantons Schaffhausen südlich des Rheins. Verbindungen gibt es nach Schaffhausen, Winterthur und entlang dem Bodensee über die Seelinie bis nach Romanshorn und weiter nach Rorschach und St. Gallen. Das Bahnstreckennetz wird von der Thurbo AG betrieben. Stein am Rhein ist Endstation der Buslinien Stein am Rhein – Frauenfeld, Stein am Rhein – Singen und Stein am Rhein – Radolfzell. Zwischen April und Oktober wird Stein am Rhein mehrmals täglich durch die Kursschiffe der URh Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein angefahren. Kultur „No e Wili“: Darstellung der 1478 erfolgten Rettung von Stein auf der Westfassade des Rathauses In unregelmässigen Abständen wird durch den «No-e-Wili-Verein» in Stein am Rhein das Freiluftschauspiel No e Wili über die Errettung von Stein am Rhein aufgeführt.[11] Das NordArt-Theaterfestival findet seit 2008 jährlich statt. Das Museum Lindwurm befindet sich in der Altstadt von Stein am Rhein. Auf über 1500 m2 zeigt das Museum bürgerliches Wohnen in Verbindung mit landwirtschaftlichem Arbeiten. Das Haus spiegelt die typische Lebensweise um 1850 in Stein am Rhein wider. 1995 wurde das Museum Lindwurm mit einem Sonderpreis als «Europäisches Museum des Jahres» ausgezeichnet. Die Künstlerresidenz Chretzeturm in Stein am Rhein besteht seit 1999. Eingeladen werden jährlich vier internationale Künstler aller Sparten zu Gastaufenthalten von drei Monaten.[12] Tourismus Weihnachts- und Mittelaltermarkt Viele mittelalterliche Bauten prägen das Bild – die bemalten Häuserfassaden, Fachwerkhäuser, Erker und kleine Gassen sind das touristische Potential dieser Stadt. 1972 erhielt die Gemeinde für die beispielhafte Pflege des Ortsbilds den ersten Wakkerpreis. Sehenswürdigkeiten Siehe auch: Liste der Kulturgüter in Stein am Rhein Altstadt Unter-(Stadt)tor von Stein am Rhein Obertor in Stein am Rhein Türme und Tore begrenzen die alte Stadt. Der Hexenturm an der Schiffsländi ist seit 1548 nachweisbar. Das «Untertor» an der Westseite wurde 1367 erstmals erwähnt und bewachte die Strasse zum Hegau. Das «Obertor» wird 1363 bezeugt.Die Fassadenmalereien sind recht unterschiedlichen Alters. Die älteste am Haus «Weisser Adler» stammt aus den Jahren 1520/1525, gilt als die früheste erhaltene Fassadenmalerei der Schweiz[13] und zeigt u. a. Motive aus dem Decamerone von Giovanni Boccaccio und aus den Gesta Romanorum.Der besonders auffällige Mauerfries am Haus «Sonne» entstand dagegen erst im Jahr 1900 [14] und zeigt die berühmte Episode aus der Antike, in welcher der Philosoph Diogenes zu Alexander dem Großen sagt: Geh mir aus der Sonne.Das ehemalige Kloster St. Georgen ist heute ein Museum,[15] die Kirche wird als Stadtkirche von der reformierten Gemeinde genutzt. Beachtenswert ist auch die reformierte Johanneskirche auf Burg.[16]Das Bürgerasyl befindet sich im ehemaligen «Spital zum Heiligen Geist» aus dem 13. Jahrhundert in der Oberstadt. Nach Renovierung in den Jahren 1999 bis 2002 wird es als Stadtarchiv und Tourist-Information genutzt.[17]Das Museum Lindwurm befindet sich in einem mittelalterlichen Haus mit Empirefassade in der Altstadt von Stein am Rhein. Auf 1500 m2 präsentiert das Museum Lindwurm bürgerliches Wohnen und landwirtschaftliches Arbeiten im 19. Jahrhundert.[18] Umgebung Des Weiteren sind die Inselgruppe Werd (althochdeutsch Werid) – ein früher gewaltiger Gneisfelsen, der der Stadt ihren Namen gab –, die Propstei Wagenhausen und die Burg Hohenklingen in der allernächsten Umgebung zu erwähnen.
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